König Ludwig XIV (1638 – 1715) Frankreichs berühmtester Herrscher galt als ausgesprochener Bett-Anbeter. Fast ebenso berühmt wie er selbst war sein üppig ausgestatteter Liege-Tempel in Versailles. Der Schlafraum bildete nicht nur die räumliche Mitte des Palastes, sondern das Herrschaftszentrum des Königreichs. Das morgendliche “Lever du Roi” – der Empfang durch seine noch im Bett ruhende Majestät, war das wichtigste gesellschaftliche Ereignis des Tages und wurde zum berüchtigten Staatsakt.
Françoise d’Aubigné, Marquise de Maintenon (1635 – 1719) die zweite Gemahlin des Königs empfing in ihrem Schlafgemach nicht nur Ludwig XIV., sondern auch Minister, Bischöfe und Generäle zu politischen Besprechungen.

Es ist überliefert, dass er täglich gegen 8 Uhr morgens nacheinander seine Familie, diverse Adlige, seine Leibärzte sowie Minister und Staatssekretäre empfing, während er selbst noch im Bett lag, sich ankleidete und frühstückte. Seine Majestät war also auch im Schlafgemach immer im Dienst.
Niemals zuvor, aber auch nie mehr danach, hat die Repräsentation in einem Bett solche Ausmaße erreicht.
Das „Chambre de la Reine“ war das Paradeschlafzimmer der französischen Königinnen. Im Gegensatz zum König verfügten sie nie über ein anderes offizielles Schlafgemach als dieses. In diesem Salon schlief die Königin von Frankreich und wurde an manchen Abenden von ihrem Gemahl aufgesucht. Königin Marie-Thérèse bewohnte das Paradeschlafzimmer vom Tag des offiziellen Umzugs des Hofes nach Versailles in 1682 bis zu ihrem Tod am 30. Juli 1683. Danach bezog die Dauphine Marie Anne Christine de Bavière das Gemach, bis 1690, als auch sie starb.

Es folgte deren Schwiegertochter Marie-Adélaïde de Savoie bis zu ihrem Tod in 1712.
Die nächsten Bewohnerinnen waren die beiden Königinnen Marie Leszczynska von 1725 bis 1768 sowie Marie Antoinette von 1770 bis zum 6. Oktober 1789. Marie Antoinette hatte das Schlafgemach bereits bezogen, als sie noch Thronfolgerin war, da ihre Vorgängerin bereits verstorben war.
Überdies fanden im Paradeschlafzimmer die öffentlichen Geburten von 19 Königskindern statt.
In der Renaissance, der europäische Kulturepoche hauptsächlich des 15. und 16. Jahrhunderts begann die prunkvolle Ausstattung der Schlafzimmer. Es begann die große Zeit der Bettenherrlichkeit. Das Bett trat seit dem 16. Jahrhundert als ausgesprochenes Prunkmöbel an die Spitze der Möbelgattungen, es wurde zum zentralen Möbel der Schlafkammer und zum festen Bestandteil der Raumarchitektur, wie das Bild von Marie Antoinette ( 1755-1793) Gemahlin Ludwig XVI zeigt.

Links- und rechtsseitig des Paradebettes befinden sich je eine Geheimtür, die in das Petit Appartement de la Reine führen. Durch die linke Tür konnte Marie Antoinette am 6. Oktober 1789 vor der ins Schloss eindringenden, mordenden Menschenmasse fliehen.

Mit der neuen Auffassung von Individualität, verschwand das gemeinsame Schlafen. Wirkliche Privatheit und Intimität boten aber auch die Schlafgemächer jener Zeit auch noch nicht. Besonders in der höfischen Gesellschaft diente das Schlafzimmer nicht nur der nächtlichen Erholung, sondern auch als prunkvolles Empfangszimmer. Prunkbetten hatte in der Regel in den Haushalten nur die Funktion, dass der Hausherr darin oder jedenfalls in dem Zimmer dieses Schaubettes seine Gäste empfing, aber es wurde nur selten zum Schlafen benutzt.

Der 30jährige Krieg (1618-1648) der zu großen Zerstörungen führte, setzte dieser Epoche des bürgerlichen Wohlstandes in Deutschland ein Ende. Das Deutsche Reich erlebte einen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Verfall.

Friedrich August I. von Sachsen (1670 –1733), häufig August der Starke genannt, Kurfürst von Sachsen und König von Polen galt als eine der schillerndsten Figuren höfischer Prachtentfaltung des ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts. Es war, wie bekannt, Tradition in der fürstlichen Hofhaltung, dass man in einem Paradeschlafzimmer vor einem Paradebett besonders geehrte Gäste empfangen hat Rokoko (1720 – 1770) war die letzte auf Prachtentfaltung ausgerichtete Epoche. Nach dem Tod von Ludwig XIV. begann ein Leben voller gesellschaftlicher Veränderungen. Das strenge prunkvolle Zeremoniell des Barock wurde gelockert. Die Erben Ludwig XIV. waren es leid, immer mit Pomp und Erhabenheit repräsentieren zu müssen. Es galt nun nicht mehr nur die repräsentativen Säle prunkvoll auszustatten; man hatte auch Wohnräume mit Ankleidezimmern und Bibliotheken, Arbeitszimmer, Boudoirs und Schlafzimmer. Privater und öffentlicher Bereich wurden getrennt
Seit dem zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts änderte sich die Ausgestaltung des höfischen Schlafzimmers in auffälliger Weise. Zwar gibt es schon früher, neben dem offiziellen Paradebett im Appartement de Parade, noch ein kleineres, weniger aufwendiges Bett im Appartement de commoäite ou prive, aber mit Einführung des lit ä la polonaise erhält auch das offizielle Schlafzimmer des hohen Adels privateren und intimeren Charakter.


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