Die Geburt der modernen Schlafforschung begann durch die Entdeckung der elektrischen Aktivität des Gehirns durch den Arzt Richard Caton (1842 – 1926) in Liverpool. Er registrierte 1875 erstmals elektrische Aktivität von der Hirnrinde von „Tieren“. Dies war der erste Schritt zur Elektroenzephalographie (EEG). Erst über 50 Jahre später, im Jahre 1924 nahm der Jenaer Neurologe und Psychiater Hans Berger (1873 – 1941)   an der Universität Jena die ersten Elektroenzephalographien des „Menschen“ vor. Die 1929 publizierte Arbeit nahm auch die populärwissenschaftliche Presse wahr und die Zeitschrift „Kosmos“ meldete 1930. „Er hat […] bei Menschen mit Schädellücken Nadelelektroden an der Lücke angesetzt und mit einem hochempfindlichen Galvanometer verbunden, wobei er eine regelmäßige Kurve erhielt“.

Von nun an war das Aufzeichnen von Hirnstromkurven mit Hilfe des Elektroenzephalogramms (EEG) möglich und erst da entdeckte man den großen Zusammenhang zwischen Schlaf und Gesundheit, denn der Schlaf ist keineswegs ein absolut passiver Vorgang, denn in unserem Körper und unserem Gehirn laufen eine ganze Menge komplizierter Vorgänge ab.

1936 entwickelte Alfred Lee Loomis (1887 – 1975 )der aus einer Arztfamilie stammte aber ein US-amerikanischer Anwalt, Investmentbanker und Erfinder war mit Edmund Newton Harve EEG- Techniken und dokumentierte Veränderungen hirnelektrischer Wellenaktivität in Abhängigkeit der Schlaftiefe und er begann den Schlaf in Stadien zu unterteilen.

Im Jahre 1949 begann sich der Internist Rudolf Baumann (1911-1988) für den Schlaf als Therapeutikum für sogenannte Psychosomatische Krankheiten zu interessieren.

Die intensivere naturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Phänomen “Schlaf” begann erst im Jahre 1953, als der amerikanische Schlafforscher Eugene Aserinsky ein Doktorand bei Professor Nathaniel Kleitman an der University of Chicago die bahnbrechende Entdeckung des REM-Schlafs beschrieb. Er ist nach den schnellen Augenbewegungen benannt, auf Englisch Rapid Eye Movements, die in dieser Schlafphase vorkommen.
Das Forschungsteam entdeckte in dem von ihnen eingerichteten Schlaflabor in Chicago, das unser Schlaf ist nicht während der gesamten Zeit gleich tief ist, sondern in Phasen verläuft die sich die sich während der Nacht mehrmals wiederholen.
Heute werden vier bis fünf Schlafstadien unterschieden, Die Schlafstadien 1 – 4 werden häufig als “Non-REM-Schlaf” zusammengefasst und dem REM-Schlaf gegenübergestellt.
Der REM-Schlaf wird daher als paradoxer Schlaf bezeichnet, da die Muskeln bis auf kleinere Zuckungen entspannt, aber andere Körperfunktionen aktiv sind. Während der Nacht wechseln sich mehrfach Phasen des REM-Schlafes und des Non-REM-Schlafes ab.

1960 wurde von William Charles Dement (geboren 1928), einem Schlafforscher in den USA  die erste Klinik für Schlafstörungen an der Stanford-Universität in Kalifornien eröffnet und das erste klinische Schlaflabor in den USA eingerichtet.

“Warum wir schlafen, ist vielleicht die größte offene Frage der Biologie”, glaubte der Psychiater und bekannter Pionier  auf dem Gebiet der Schlaf Forschung Allan Rechtschaffen (geboren 1928) aus Chicago und er startete die ersten Laboruntersuchungen von Schlaflosigkeit , Narkolepsie, Schlafapnoe und Nickerchen. Er hat die Auswirkungen des Schlafs auf die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit, auf Stress und auf den Stoffwechsel untersucht und sich außerdem auch mit den Auswirkungen von Schlafentzug befasst. 1968 erstellte eine Kommission unter seiner Leitung zusammen mit und Antony Kales die ersten Richtlinien zur Aufzeichnung und Auswertung des Schlafes erstellt. Die internationale Verbreitung erfuhren und in nur leicht veränderter Form noch heute Gültigkeit haben.

1975 gründete sich in den USA der „ASDC“  (Association of Sleep Disorders Centers) mit der Aufgabe die Diagnostik und Therapie von Schlafstörungen durch Definition von Standards zu verbessern.

1987 wurde in Deutschland die „AKS“ (Arbeitsgemeinschaft Klinischer Schlafzentren) gegründet, bei der die Schwerpunkte denen der ASDS glichen. 1992 erfolgte die Umbenennung zur Arbeitsgemeinschaft in der DGS (Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin) Heute hat die DGSM mehr als 2.000 aktive Mitglieder.

Schnell wurde jedoch allen Beteiligten klar, dass die Behandlung von Schlafstörungen  nur fachübergreifend von Internisten, Neurologen, Psychiatern, Psychologen und HNO-Ärzten möglich ist. Der deutsche Psychologe und Schlafforscher Jürgen Zulley (geboren 1945) ist außerplanmäßiger Professor für Biologische Psychologie an der Universität Regensburg und war vor seinem Ruhestand Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums am Universitäts- und Bezirksklinikum Regensburg. Er führte Diagnose und Behandlungen von Schlafstörungen durch, ist Begründer der Schlafschule und engagiert sich in der Öffentlichkeitsarbeit. In den letzten 100 Jahren haben wir mehr über den Schlaf erfahren als in den 6000 Jahren davor.

Bedenken wir, das der Schlaf ist zu schön, um ihn allein den Schlafforschern und -Medizinern zu überlassen.”
Allerdings sind wir modernen Menschen nach wie vor über die Tatsache beunruhigt, das der Schlaf sich nach wie vor unserer Kontrolle entzieht. Wir können ihn nicht herbei beordern, sondern er muss über uns kommen, von selbst, ganz ohne Willenskraft und Anstrengung.


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