Ein Pyjama ist ein leichtes, in der Regel zweiteiliges Gewand, das zum Schlafen getragen wird. Seinen Ursprung hat das Wort in der indischen Sprache Hindi. „Pajama“ kommt ursprünglich aus dem Persischen, bedeutet „Beinkleidung“ und bezeichnet eine leichte Hose, die am Bund von einer Schnur zusammengehalten wird und im süd- und westasiatischen Raum, besonders in Indien getragen wird. Durch den Handel zwischen Indien und Europa schätzten Britische Kolonialherren die Bequemlichkeit dieser Hose und importierten sie Mitte des 17. Jahrhunderts nach Europa, wo sie sich aber zunächst nicht durchsetzen konnte. Nachts trugen Herren zu dieser Zeit nämlich Nachthemden die im westlichen Kulturkreis als ungemein weiblich gilt.
Im 17. Jahrhundert trug der Herr dann unter dem Nachthemd eine lange Unterhose. Damit war der eigentliche Pyjama, wie er heutzutage bekannt ist, geboren und stellte insbesondere bei Männern eine immer beliebter werdende Alternative zu Nachthemden dar.
Der Siegeszug quer durch Europa und Amerika folgte in den darauffolgenden Jahren, als die ganze Welt den Vorteil von Pyjamas erkannte und nutzen wollte. Heute wird das Wort auch als Synonym für „Schlafanzug“ verwendet.
Im ausklingenden 19. Jahrhundert begann der Pyjama seinen Siegeszug durch die Schlafzimmer und nach dem ersten Weltkrieg entdeckten Frauen den Schlafanzug für sich und die gemütlichen Kleidungsstücke schätzen und tauschen Nachthemden gegen den Schlafanzug aus. Der Schlafanzug für Damen erhielt gesellschaftliche Akzeptanz. Einzige Ausnahme: Frauenrechtlerinnen sollen ihn schon früher getragen haben.
Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs hatte der Pyjama das Nachthemd weitgehend verdrängt, zumindest als Nachtgewand für Männer.
Zu den Kuriosa gehört, dass sich die deutsche Delegation In der Nacht vom 15.4. auf den 16.4. 1922 vor der Unterzeichnung des Vertrages von Rapallo in dem es darum ging dass das Deutsche Reich und Sowjetrussland ihre durch den Krieg und die russische Revolution unterbrochenen diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen wieder aufnehmen, im Hotel Eden in Genf zu einer legendär gewordenen „Pyjamakonferenz“ traf, um sich vor Vertragsunterzeichnung noch einmal abzustimmen.
Ähnliches passierte an der Weltwirtschaftskonferenz 1933 in London, als alle Mitglieder der amerikanischen Delegation nachts geweckt wurden und entschieden ihr Memorandum zurückzuziehen um die Währungen nach der Wirtschaftskrise zu stabilisieren, was die Anliegen der Konferenz als gescheitert ansehen ließ. Dieses Treffen wurde in den Zeitungen ebenfalls als «Pyjama-Konferenz» bezeichnet.
Die bequemen Pyjama Hosen fanden auch in der Modebranche großen Anklang und in den 1930er-Jahren erhielt der sogenannte Strand-Pyjama Einzug in die Modewelt.
Pyjamas sind heutzutage als komfortable Bekleidung nicht nur für die Nacht weit verbreitet sondern werden auch als Alltagskleidung getragen, wovon folgende Beiträge berichten:
Viele Bewohner in asiatischen Ländern schießen allerdings über das Ziel hinaus, denn seit den 70er Jahren war es üblich, im Schlafanzug einkaufen zu gehen oder zu Besuch zum Nachbarn. Shanghai wurde bekannt für die Pyjama-Träger und deshalb startete die Stadtregierung 2010 aus Anlass des Expo eine Anti-Schlafanzug-Kampagne. Schilder mit der Aufschrift „Pajamas don’t go out of the door; be a civilized resident for the Expo“ hingen in der Stadt und Pyjama-Polizisten liefen umher, um Schlafanzugträger wieder nach Hause zu schicken. Selbst Prominente sprachen sich im Fernsehen dagegen aus. So wurde ein Markenzeichen der Stadt verbannt.
In Kambodscha gehört zu den liebsten Bekleidungsstücken der Frau der Schlafanzug. Mit ihm besuchen sie den Markt, verrichten ihre Arbeiten im Freien und zeigen sich damit in der Öffentlichkeit.
In Thailand sind Schlafanzüge ebenfalls gesellschaftsfähig. Oft sieht man Frauen mit ihren Kindern im Pyjama auf dem Moped, unterwegs zum morgendlichen Einkauf.
In Neuseeland ist Schlafanzug tragen Trend – auch am helllichten Tag, auf der Straße, beim Shopping. Das gefällt dem Manager des Einzelhandelsverbandes in Gisborne an der Ostküste Neuseelands gar nicht. Er sorgt sich um den Ruf der Stadt.
Ein britischer Supermarkt hat seinen Kunden ausdrücklich verboten, im Schlafanzug einzukaufen. “Wir bitten unsere werte Kundschaft, aus Rücksicht auf andere Kunden in unserem Supermarkt angemessene Kleidung zu tragen”, heißt es auf einem Hinweisschild des Supermarktes, das dann ganz konkret wird: “Schuhe müssen immer getragen werden, und Schlafanzüge sind verboten.”
In amerikanischen Day Care Centers und Grundschulen wird als Themen-Tag gelegentlich ein „Pajama Day“ veranstaltet, an dem die Schüler im Schlafanzug zum Unterricht erscheinen dürfen.
Zuweilen werden auch Pyjama-Partys veranstaltet. Dabei wird beim Gastgeber übernachtet, darum der Name des Schlafanzuges.
Wir sehen, heute ist der Pyjama oder Schlafanzug bei Tag und bei Nacht nicht mehr wegzudenken.