Wissenschaftliche Studien belegen es immer wieder: Ausreichend Schlaf ist die Basis für Wohlbefinden und Gesundheit. Und doch gibt es Altersgruppen und Lebensformen, die scheinbar prädestiniert sind für ein ständiges Schlafdefizit. Die 23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin e.V. (DGSM) hat sich mit neuen Erkenntnissen zum Paarschlaf und den Ursachen und Auswirkungen von Schlafmangel bei Jugendlichen befasst.

Chronisches Schlafdefizit bei Jugendlichen – Ursachen und Auswirkungen

Sind kleine Kinder meist durch die Bank Frühaufsteher, mutieren sie ab dem Teeny-Alter fast immer zu „Eulen“, die abends spät müde werden und dafür morgens nicht aus dem Bett kommen. Dieser Zustand hält ungefähr bis zum 25. Lebensjahr an und ist zum großen Teil auf die Umstrukturierung des Hormonhaushalts zurückzuführen, die auch die Ausschüttung des Müdigkeitshormons beeinflusst. „Chronobiologisch gesehen, beginnt für Jugendliche der Unterricht mitten in der Nacht“, so Dr. Dipl.-Psych. Hans-Günter Weeß, Tagungspräsident der DGSM-Jahrestagung 2015.

Jugendliche schlafen oft erst nach Mitternacht ein, müssen aber morgens gegen 6.30 Uhr wieder aufstehen um rechtzeitig in der Schule zu sein. Der Schlafbedarf von ca. neun bis zehn Stunden wird somit dauerhaft nicht gedeckt, was zu einem chronischen Schlafmangel führt. Quält sich der Heranwachsende so durch den Vormittag, leiden die Lernmotivation und die Konzentrationsfähigkeit deutlich.

Verstärkt wird dieser Übermüdungs-Zustand noch zusätzlich durch den ständigen Gebrauch digitaler Medien. Das Ergebnis einer Studie besagt, dass die Nutzung von Smartphone, PC und Tablet sowie dem Fernseher oder Spielkonsolen bei Jugendlichen mittlerweile fast die Hälfte der wachen Zeit beansprucht. Viele sind auch nach Mitternacht noch online und nehmen ihr Handy sogar mit ins Bett, was die Schlafqualität heruntersetzt und das Defizit zusätzlich erhöht. Um die Dauermüdigkeit zu kompensieren, werden häufig stark koffeinhaltige Getränke zu sich genommen, was sich wiederum nachteilig auf den Nachtschlaf auswirkt. Vielfältige negative gesundheitliche Auswirkungen sind die Folge, bis hin zu Ausfällen am Arbeitsplatz und Fehltagen in der Schule, ganz abgesehen vom persönlichen Wohlbefinden.

In den meisten Ländern beginnt die Schule deutlich später als in Deutschland – in England beispielsweise erst um 9 Uhr. Dieser spätere Start wirkt sich günstig auf die Aufnahmefähigkeit und die Leistungsbereitschaft der Jugendlichen aus. Mit dem Slogan „Lasst sie doch noch etwas schlafen“ setzte sich auch die deutsche Familienministerin im Sommer 2015 für einen späteren Schulbeginn hierzulande ein. Aber selbst wenn dies irgendwann realisiert wird: Auf die Nutzung von digitalen Medien sollte in den letzten zwei bis drei Stunden vor dem Zubettgehen möglichst verzichtet werden, um die Schlafqualität und -dauer zu verbessern. Eine klare Smartphone-Regelung seitens der Eltern kann hier sehr hilfreich sein.

Gemeinsames Schlafen in der Partnerschaft – beziehungsfördernd oder nicht?

Nicht nur Jugendliche kämpfen häufig mit einem dauerhaften Schlafdefizit – auch manche Paare haben ähnliche Probleme, allerdings mit anderen Ursachen. Schlafprobleme bei Mann und Frau können zu depressiven Verstimmungen und genereller Unzufriedenheit in der Ehe führen. Aber wie entstehen sie überhaupt und sollte man sich vor diesem Hintergrund überhaupt ein gemeinsames Bett teilen?

Manche Paare unterliegen dem Irrglauben, sich einander komplett anpassen zu müssen, um glücklich zu sein. Dies führen sie auch konsequent beim gemeinsamen Zubettgehen fort, was kein Problem darstellt, wenn beide Partner den gleichen Chronotypus aufweisen. In diesem Fall sind beide „Lerchen“ oder „Eulen“ und müssen sich nicht umstellen. Generell zeichnen sich diese Paarkonstellationen durch mehr Flexibilität und Anpassungsfähigkeit aus und können deutlich besser Konflikte bewältigen.

Paare mit unterschiedlichem Chronotypus hingegen haben es schwieriger: Ob man lieber früh aufsteht oder stattdessen abends lange wach bleibt, ist genetisch bedingt und lässt sich nicht einfach umtrainieren. Daher führt eine Anpassung an den Partner zu Schlafproblemen und zu Dauermüdigkeit. Sind die angeborenen Schlafgewohnheiten sehr verschieden, entstehen häufiger Konflikte, es bleibt weniger Zeit für Konversationen und gemeinsame Aktivitäten, auch sexuelle Kontakte sind weniger häufig.

Während Männer generell besser mit einer Frau an ihrer Seite schlafen, fühlen sich Frauen durch einen Partner beim Schlafen eher gestört. Dies liegt daran, dass der Mann beim Schlafen „in der Gruppe“ seine Verantwortung für die Familie delegiert, sich wohlfühlt und somit ruhiger und entspannter schlafen kann. Die Frau hingegen nimmt evolutionsbiologisch die Rolle der Beschützerin und Versorgerin ein, die Nacht wird in Gegenwart anderer zur nächsten Arbeitsschicht und wer kann „am Arbeitsplatz“ schon entspannt schlafen?

Häufig stören sich Paare auch durch Bewegungen oder Schnarchgeräusche gegenseitig. Vor allem Männer bewegen sich deutlich mehr im Schlaf, was Frauen zusätzlich stört. Dadurch findet bei beiden oft nur ein oberflächlicher Schlaf statt, der für die körperliche Regeneration wichtige Tiefschlaf kommt gar nicht erst zustande.

Interessant ist auch die Beobachtung, dass Partner von Frauen mit Schlafproblemen häufig über eine schlechtere Gesundheit, depressive Verstimmungen und generelle Unzufriedenheit in der Ehe klagen. Dies legt den Rückschluss nahe, dass rechtzeitig behandelte Schlafprobleme nicht nur die eigene, sondern auch die Gesundheit des Partners und die Qualität der Beziehung insgesamt verbessern können.

Ob es nun sinnvoll ist, gemeinsam in einem Bett oder Raum zu schlafen, muss jedes Paar für sich selbst entscheiden. Stört man sich gegenseitig zu sehr oder weichen die Schlafzeiten stark voneinander ab, kann es durchaus besser und sogar beziehungsförderlich sein, getrennt zu schlafen. Oberste Priorität sollte immer die gute Schlafqualität beider Partner haben.