Der größte Teil aller Verkehrsunfälle ist auf menschliches Versagen zurückzuführen – und der berüchtigte Sekundenschlaf spielt dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle. Wer sich müde ans Steuer eines Fahrzeugs setzt, riskiert nicht nur das eigene, sondern auch das Leben anderer Verkehrsteilnehmer. Oft nimmt man die kleinen Aussetzer, die in die Katastrophe führen können, gar nicht bewusst wahr. Dabei kündigt sich der Schlaf meist lange vorher an. Das Team der Schlafkampagne erklärt, worauf man achten muss und wie man sicher ans Ziel kommt.

Bei rund jedem vierten Unfall mit Todesfolge ist Sekundenschlaf eine Ursache – das ermittelte der Deutsche Verkehrssicherheitsrat im Jahr 2009. Bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h legt man in einer Sekunde eine Strecke von knapp dreißig Metern zurück; es kann die entscheidende Sekunde zum Bremsen sein. Oft passiert es auch, dass er der Fahrer das Lenkrad verreißt. Je müder man ist, desto schlechter sind Sicht, Reaktionsvermögen und Konzentration, die Körperbeherrschung lässt nach und auch schon vor dem Einnicken steigt das Risiko von Fahrfehlern beträchtlich an. Der Effekt ist mit dem von Alkohol vergleichbar – man kann das auch an Menschen mit chronischen Schlafstörungen beobachten: Sie verhalten sich wie alkoholisiert.

Wer kennt das nicht? Man wacht nachts auf, muss zur Toilette, ist aber so verschlafen, dass man torkelt und Tische oder Gegenstände anrempelt. Das ist wahrlich kein Zustand, in dem man in der Lage wäre, ein Fahrzeug sicher zu beherrschen. Daher sollte man bei Müdigkeit grundsätzlich nicht fahren – erst recht keine langen Strecken -, sondern sich lieber für den Heimweg ein Taxi rufen oder auf den öffentlichen Nahverkehr setzen. Schließlich fährt man nach einer Feier oder einem Abend in der Kneipe auch nicht mehr ans Lenkrad.

Auf längeren Fahrten – zum Beispiel zum Urlaubsort oder während Dienstreisen – muss man regelmäßige Pausen einlegen. Nicht ohne Grund haben auch LKW-Fahrer gesetzlich festgelegte Maximal-Lenkzeiten, die nicht überschritten werden dürfen. Viele Fahrer trinken bei Müdigkeit Kaffee oder Energydrinks, öffnen das Fenster oder hören laute Musik. All diese Maßnahmen helfen aber nur sehr kurzfristig. Wenn man Müdigkeit bemerkt, kann man sie nutzen, um die Zeit bis zur nächsten Haltemöglichkeit überbrücken. Diese sollte man aber in jedem Fall nutzen, anstatt noch weiter zu fahren. Denn während die Müdigkeit langsam einsetzt und sich bemerkbar macht, kommt der Sekundenschlaf plötzlich und völlig unerwartet. Selbstüberschätzung bzw. eine Fehleinschätzung des eigenen Befindens führen immer wieder zu Unfällen. Fährt man zu zweit, kann man den Beifahrer ans Steuer lassen. Wer alleine Fährt, sollte sich eine Auszeit nehmen und ein kleines Nickerchen einlegen (Stichwort Powernapping).

Symptome einsetzender Müdigkeit sind vermehrtes Gähnen, nachlassende Konzentration, schwere Glieder, ein trockener Mund und ein verkleinertes Blickfeld sowie ein sich veränderndes Temperaturempfinden – man friert beispielsweise obwohl die Temperatur im Fahrzeug konstant ist. Weitere Warnzeichen sind Gereiztheit und Nervosität.

Ebenfalls zu beachten sind die natürlichen körperlichen Tiefpunkte, die zwar individuell unterschiedlich gelagert sind, auch abhängig vom jeweiligen Chronotyp, in der Regel aber zwischen zwei und drei Uhr nachts und nachmittags liegen. Dies sind optimale Zeiten für Pausen. Wer seinen Tiefpunkt kennt, kann Fahrten in diesen Zeiträumen vermeiden.

Besonders gefährdet sind auch Menschen mit Schlafstörungen. Wer nachts langfristig schlecht schläft, ist am Tag weniger einsatzfähig und anfälliger für Leistungstiefs. Eine ärztliche Abklärung der Ursachen ist in solchen Fällen zwingend angebracht, wenn die Insomnie länger als zwei Wochen am Stück anhält oder immer wieder auftritt.