Gut schlafen auch bei Vollmond?!

Zur Zeit kursiert in den Medien eine Studie aus Basel (PR-Text siehe unten), die vermeintlich nachweist, dass man bei Vollmond schlechter schläft. Die Bestätigung eines uralten Mythos? Schlafberater sehen das kritisch.

„Neue Studie beweist: Bei Vollmond schläft man schlechter“ – so und ähnlich lauten die Schlagzeilen in großen und kleinen Medien überall im deutschsprachigen Raum. Nur wenige machen sich die Mühe, die Studie selbst in Augenschein zu nehmen oder einmal kritisch nachzufragen. Dabei ziehen Schlafmediziner die Ergebnisse, die ein Team von Chronobiologen aus Basel nun aus einer bereits 2003 durchgeführten Studie mit gerade mal 33 Probanden holten, längst in Zweifel. Zumal es bei der Studie nicht um die Auswirkungen des Vollmonds auf den Schlaf ging, sondern um eine Untersuchung der Schlafphasen.Sie analysierten im Nachhinein die Daten früherer Studien mit besonderem Blick auf den Mondzyklus.

Andere Studien besagen das Gegenteil

In Vollmondnächten, so die Basler Wissenschaftler, hätten die Probanden durchschnittlich fünf Minuten länger gebraucht, um einzuschlafen. Zudem hätten sie in abgedunkelten Räumen geschlafen und nicht gewusst, dass gerade Vollmond sei. Ob die Probanden es tatsächlich nicht wussten, oder ob sie die Mondphasen kannten ohne sie zu sehen, wurde nicht überprüft. Schon lange gilt als ausgemacht, dass vor allem der schlecht bei Vollmond schläft, der an den Einfluss glaubt. Zahlreiche wesentlich umfassendere Langzeitstudien – zuletzt eine aus Österreich mit 391 Probanden, die ganze sechs Jahre dauerte – konnten keinerlei Zusammenhang zwischen dem Vollmond und einem verschlechterten Schlaf finden. Darauf verweisen Experten auch angesichts der Erkenntnisse aus der Schweiz – sofern sie gefragt werden.

Pressetext

Der Chronobiologe Prof. Christian Cajochen und sein Team vom Zentrum für Chronobiologie der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel (Schweiz) haben im Fachblatt “Current Biology“ in einer Studie nach eigenen Angaben erstmals einen überzeugenden wissenschaftlichen Beleg dafür gefunden, dass der Mond tatsächlich den Schlaf des Menschen beeinflusst.

Sie analysierten im Nachhinein die Daten früherer Studien mit besonderem Blick auf den Mondzyklus. Beteiligt waren mehr als 30 Testpersonen verschiedenen Alters. Sie waren sich damals weder bewusst, dass es um ein Experiment zur Wirkung des Vollmondes ging, noch in welcher Phase der Mond stand. Um den Einfluss des Lichts auszuschalten, wurde das Schlaflabor nahezu abgedunkelt.

Die Forscher maßen die Gehirnströme mittels EEG, die Augenbewegungen und Blutkonzentrationen des Schlafhormons Melatonin sowie Cortisol in den verschiedenen Schlafphasen.

Ergebnis: Die innere Uhr reagierte auf den Rhythmus des Mondes. Bei Vollmond schliefen die Probanden kürzer und schlechter. Im Schnitt brauchten die Probanden fünf Minuten länger zum Einschlafen und die Nachtruhe verkürzte sich um etwa 20 Minuten. Die Teilnehmer selbst bewerteten ihren Schlaf in diesen Phasen auch subjektiv als schlechter.

Quelle: Cajochen, C. et al.: “Evidence that the Lunar Cycle Influences Human Sleep”, Current Biology, 25 July 2013, doi10.1016/j.cub.2013.06.029

Radiointerview zum Thema “Schlaf un