Schlaf ist eigentlich die natürlichste Sache der Welt. Wir legen uns abends hin und wachen erholt am nächsten Morgen auf. So die Theorie. Doch viele Menschen quälen sich Nacht für Nacht und finden einfach keinen Schlaf. Denn es gibt unzählige Dinge, die unsere Schlafqualität beeinflussen. So liegt es nahe, dass uns smarte Technologien nicht nur im Alltag sondern auch bei dem Thema Schlaf unterstützen. Doch wie sieht es aktuell aus? Können Hilfsmittel unseren Schlaf überhaupt optimieren? Gibt es digitale Therapiemöglichkeiten? An wen kann ich mich überhaupt wenden, wenn ich Schlafprobleme habe?

Was ist dran am Versprechen eines besseren Schlafes?

Die allerwenigsten dieser Gadgets sind wissenschaftlich erprobt und in ihrer Wirksamkeit evaluiert. Viele Nutzer sind nach dem Kauf enttäuscht. „Bei vielen Schlaftrackern und Apps handelt es sich im eigentlichen Sinne um Steinzeitmethoden der Schlafforschung“, so Hans-Günter Weeß, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin. Sie vermitteln aufgrund ihrer Erscheinungsform einen hochtechnischen und wissenschaftlichen Charakter. Viele beruhen aber im eigentlichen Sinne auf der Analyse der Bewegungshäufigkeit und nutzen oft als einziges Biosignal den Puls. „Würde es sich dabei um valide Parameter zur Analyse des Schlafes handeln, würden wir diese längst in der schlafmedizinischen Praxis einsetzen“, so Weeß. Man muss also genau hinsehen, denn der Einsatz dieser Gadgets kann auch kontraproduktiv sein. Zum einen verstärken sie bei Menschen mit Schlafstörungen die Selbstbeobachtung des eigenen Schlafvermögens und wirken in der Konsequenz häufig schlafstörungsverstärkend.

Diese und andere Fragen erörtert die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) im Rahmen seines Aktionstages “Erholsamer Schlaf” am 21. Juni 2022. Es erwarten Sie vier spannende Themenblöcke mit herausragenden Experten. Weiterführende Informationen finden Sie hier.

Digitalisierte Diagnostik und Therapie von Schlafstörungen

Ein- und Durchschlafstörungen, die zu einer relevanten Beeinträchtigung am Tag führen, werden als Insomnie bezeichnet. Diese Schlafstörung ist sehr häufig und führt zu ausgeprägtem Leiden der Betroffenen. Darüber hinaus geht die Insomnie mit einem erhöhten Risiko einher, dass die Patientinnen und Patienten in den Folgejahren eine Herzkreislauf-Erkrankung oder eine Depression entwickeln

Prof. Dr. Kai Spiegelhalder und Prof. Dr. Thomas Penzel zeigen auf, welche telemedizinischen Möglichkeiten in Diagnostik, Therapie und Therapieüberwachung von Schlafstörungen heutzutage möglich sind. Auch geben Sie Einblicke, welche technologischen Hilfsmittel uns noch erwarten werden.

Erholsamer Schlaf: Quo vadis?

Während der weltweiten Pandemie mussten sich viele auf veränderte Lebensumstände einstellen. Die Arbeit wurde von zu Hause erledigt, gleichzeitig musste zu Hause unterrichtet werden und zeitweise waren soziale Kontakte aufgrund des Lockdown und allen damit zusammenhängenden Maßnahmen massiv eingeschränkt.

Dr. Anna Heidbreder geht davon aus, dass im Rahmen der Corona-Pandemie ca. 40% der Bevölkerung unter Schlafstörungen litten und noch leiden. Aktuelle Krisen wirken sich weiterhin auf unseren Schlaf aus. Welche Möglichkeiten und Chancen haben wir, um dieser Problematik entgegenzuwirken.

Wenn der Schlaf zum Problem wird – wo finde ich Hilfe?

Schlafmedizin braucht die breite Basis der primärmedizinisch-hausärztlichen Versorgung. Die dortigen Check-up-Programme sollten um schlafmedizinische Kriterien erweitert werden. “Wie haben Sie geschlafen?” oder “Sind Sie tagsüber müde?” sind keineswegs trivial, sie können Leben retten. Schlaf ist ein Vitalparameter und ebenso zu beurteilen wie Blutdruckmessung, EKG, Lungenfunktion und Blutzuckermessung.

Niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten sind zumeist die ersten Ansprechpartner für Menschen, die unter Schlafstörungen leiden. Dr. Renate Weber konnte bei jedem vierten ihrer Patienten einen Zusammenhang zwischen gestörtem Schlaf und anderen Erkrankungen feststellen und mahnt nicht nur deshalb, die Bedeutung des Schlafes ernst zu nehmen.

Wearables und Gadgets in der Schlafanalyse

Viele Menschen erhoffen sich Hilfe auf dem breiten Markt für technische Schlafhilfen. Allein bei der Crowdfunding Plattform Kickstarter sind über 1400 Projekte mit dem Thema „Sleep“ gelistet. Sleeptracker und Apps “vermessen” unseren Schlaf und sollen uns diagnostische Hilfestellung leisten. Gadgets wie Kuschel-Schlafroboter, die synchron mit den Schlafenden atmen, Gewichtsdecken, Lichtmetronome, Stirnbänder zur Stimulation der Gehirnströme, intelligente Schlafmatten und vieles mehr sollen unseren Schlaf verbessern. Der Markt ist riesig und liegt nach Schätzungen des Marktforschungsinstitut Global Market Insights bei ca. 27 Milliarden in den letzten fünf Jahren.

Dr. Hans-Günter Weeß sowie Prof. Dr. med. Christoph Schöbel erläutern die Vor- und Nachteile von Lifestyleprodukten rund um den Schlaf. Wearables und Gadgets in der Schlafanalyse – werden sie in Zukunft unverzichtbare Begleiter? Wohin geht die technische Entwicklung?

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