Jeder wünscht sich das Bett, das optimal zu ihm passt. Zu diesem Zweck hat die Branche zahlreiche Mess-Systeme entwickelt, um Nutzer und Bett einander anzunähern. Während einige Varianten an ein Produkt gekoppelt sind, sollen andere dem kompletten Markt offen stehen und auch den Vergleich unterschiedlicher Bettsysteme ermöglichen. Das Team der Schlafkampagne hat sich auf der IMM Cologne 2015 die Neuheiten angesehen.

Viele Methoden kannten wir bereits aus den Vorjahren. Der Wirbelscanner war einmal mehr mit dabei, ebenso wie der X-Sensor, dass Mess-System von Ergosleep oder das von Rummel Matratzen. Erstmals dabei waren in diesem Jahr die Niederländer von Perzona, deren trendiger Messestand offensichtlich ein junges, technikaffines Publikum ansprechen sollte. Gleich mehrere große Betten zierten den Stand, einige wie üblich nackt – damit man einen Eindruck von Technik, Matratzen, Materialien erhalten konnte, andere wiederum mit Bettwäsche in trendigen Designs und mit Accessoires ausstaffiert. Sowohl optisch als auch technisch jedem Kunden das individuell passende Bett zu bieten, darum gehe es bei Perzona, erläutert Joost de Graaf. Wie das funktioniert? Er stellt sich auf einen am Boden markierten Punkt vor einen großen Bildschirm, auf dem eine schemenhafte Visualisierung seines Körpers erscheint. Er wird aufgefordert, die Arme zu heben, sich frontal und seitlich hinzustellen. Dabei vermisst das System seine Konturen, Größe, Körperform, zusätzlich wird das Gewicht abgefragt – und am Ende erhält der Kunde eine Empfehlung dazu, wie die Matratze ausgestattet sein sollte, damit er optimal liegt. Alles Weitere geschieht von Hand: In die Matratze sind röhrenartige Hohlräume eingearbeitet, in die nun variable, unterschiedlich feste Schaumstoffelemente eingefügt werden. Diese sollen der Matratze ihre Festigkeit in den einzelnen Zonen verleihen. Diese Personalisierung, so de Graaf, findet nur einmal statt – vor dem Kauf. Spätere Anpassungen zu Hause, zum Beispiel für Gäste, sind nicht vorgesehen.

Die Matratzen liegen außerdem auf einem motorisierten Rahmen auf, der sich nach Lust und Laune steuern, heben und senken lässt, beispielsweise um die Füße hoch zu lagern oder um das Kopfteil abzusenken – was laut de Graaf gut für Bauchschläfer sein soll. Wie gut diese Personalisierung tatsächlich funktioniert bzw. wie groß ihr Effekt ist, lässt sich nach kurzem Probeliegen kaum sagen, eins steht aber fest: Die Methode hat einen gewissen Eventcharakter und weiß vor allem optisch zu beeindrucken. Ein weiterer Schritt zum Erlebniseinkauf auch beim Bett.

Einen anderen Individualisierungs-Ansatz verfolgen die Schweizer von DOC Philrouge mit ihrem überarbeiteten Stream-System. Hier liegt der Schwerpunkt nicht auf der Matratze, sondern auf der Unterfederung. Die Idee, durch einen sehr genau einstellbaren Unterbau die Anpassungsfähigkeit und Liegequalität zu erhöhen, ist keineswegs neu. Viele Hersteller experimentieren seit vielen Jahren mit Varianten davon. Erstmals brachte die DOC AG aus St. Gallen die Stream-Unterfederung 2008 auf den Markt. In den Relaunch sind, so sagt Geschäftsführer Patrik Ogris, alle seither gewonnenen Erkenntnisse mit eingeflossen.

Bei Stream befinden sich immer zwei Glasfaserleisten auf einem Federelement. Die Höhe der Leisten ist um bis zu 48mm verstellbar, und auch die horizontale Lage ist variabel. Das ganze ist in einen robust wirkenden Aluminiumrahmen integriert. Da sich alle Elemente einzeln verstellen lassen, ist der Grad der Individualisierung sehr hoch. Dem Handel wird ein motorisiertes Anpassungs-System, ein Messbett, zur Verfügung gestellt, auf dem der Kunde umgehend die Veränderung in den Feineinstellungen der Unterfederung spüren soll. Ziel ist es, ihm schon beim Probeliegen den Lattenrost so zu kalibrieren, dass er bestmöglicht liegt. Spätere Nachjustierungen zu Hause sind immer möglich. Die optionalen Schaummatratzen in Höhe von 15, 18 oder 22cm sind zudem so konzipiert, dass sie sich den Einstellungen der Unterfederung anpassen können, damit die Wirkung erhalten bleibt. Das neue Stream-System, das auf der IMM Cologne erstmals präsentiert wird, soll im April 2015 auf den Markt kommen.

Custom8 aus Belgien hingegen vermisst produktunabhängig. Das System wirkt wie der Versuch, die Vorteile bestehender Mess-Systeme miteinander zu kombinieren und dem Handel ein Tool an die Hand zu geben, mit dem der Kunde unter vielen Betten unterschiedlicher Hersteller und auch unabhängig von der Art des Bettsystems oder des Materials der Matratze etwas individuell Passendes zu finden. Es richtet sich aber nicht nur an den Handel, sondern auch an Bettenhersteller, die ihre Produkte optimieren möchten. Das zentrale Element ist die Idoshape-Matte, die auf der Matratze sowohl die Bewegungen des Nutzers als auch die Verformung der Matratzenoberfläche dort, wo der Nutzer liegt, aufzeichnet und visualisiert, so dass man sich auf dem Computerbildschirm genau ansehen kann, wo man wie tief einsinkt, wie gerade der Körper liegt – was wiederum Rückschlüsse darauf zulässt, ob die Wirbelsäule gerade oder gekrümmt ist, was wichtig ist für das ergonomisch korrekte Liegen. Die Matte selbst soll sich dabei Matratze und Körper so gut anpassen können, dass sie die Werte nicht verfälscht. Die Idoshape-Matte gibt es in allen gängigen Matratzengrößen und kann sowohl auf die Matratze aufgelegt als auch in sie hinein integriert werden.

Die CliMat-Matte funktioniert ähnlich, misst aber etwas anderes: Das Klima und die Feuchtigkeit innerhalb der Matratze. So lässt sich herausfinden, ob es irgendwo einen Hitzestau gibt oder ob die Matratze zu kalt bleibt – und auch, ob sie atmungsaktiv und durchlässig genug ist, damit sich keine Flüssigkeit (zum Beispiel Schweiß) ansammelt. Das ist nicht nur für Endkunden und Fachhandel sowie Hersteller interessant, sondern auch für die Schlafforschung eine denkbare Option. Speziell für den Betten-Fachhandel entwickelt wurde eine recht raumgreifende Messtation, die die wichtigsten Körperparameter erfasst um dann Empfehlungen für das optimale Bettsystem, Matratzenfestigkeit und andere relevante Punkte zu geben. Ein optionales Messbett kombiniert zusätzlich die Funktionen der Idoshape- und der CliMat-Matten und soll in der Lage sein, die Grundbedingungen mehrerer Bettsysteme zu simulieren und Werte für Empfehlungen zu ermitteln.