Zweimal im Jahr ist es so weit: Die Uhr wird umgestellt, die Diskussion beginnt erneut. Soll die Zeitumstellung endlich abgeschafft werden – oder hat sie doch noch einen Sinn?

Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag der DAK halten 76 Prozent der Deutschen die Zeitumstellung für überflüssig. Besonders im Osten (82 Prozent) und in Baden-Württemberg (78 Prozent) ist die Ablehnung groß. Nur rund ein Fünftel der Menschen empfindet sie als sinnvoll. Doch egal, ob man sie befürwortet oder ablehnt – viele spüren sie körperlich. Denn unsere innere Uhr lässt sich nicht einfach mit dem Sekundenzeiger verstellen.

Wenn die innere Uhr aus dem Takt gerät

Unsere innere Uhr steuert fast alles: wann wir wach sind, wann wir Hunger haben, wie aktiv unser Stoffwechsel ist und wann unser Körper zur Ruhe kommt. Der Schlafforscher Professor Dr. Manuel Spitschan vom Max-Planck-Institut erklärt:
„Die innere Uhr im Gehirn ist der Dirigent für das Orchester der Zellen. Wenn dieser Takt fehlt, sind die Zellen nicht mehr gut organisiert.“

Das zeigt, wie fein abgestimmt unser biologisches System funktioniert. Wenn wir unseren Rhythmus verschieben – sei es durch Schichtarbeit, Jetlag oder eben die Zeitumstellung – braucht der Körper einige Tage, um sich neu einzupendeln.

Warum uns die Herbstzeitumstellung oft leichter fällt

Im Herbst gewinnen wir scheinbar eine Stunde Schlaf. Theoretisch zumindest. Denn während der Körper sich meist leichter an die zusätzliche Stunde gewöhnt, fühlen sich viele dennoch müde, schlapp oder gereizt.

Laut Umfrage hatten rund 31 Prozent der Deutschen bereits Probleme mit der Zeitumstellung. Besonders häufig genannt werden Müdigkeit, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme und Gereiztheit. Frauen sind dabei deutlich häufiger betroffen als Männer. Das zeigt: Selbst kleine Verschiebungen können unseren Biorhythmus aus dem Gleichgewicht bringen.

Licht als natürlicher Taktgeber

Das wichtigste Synchronisationssignal für unsere innere Uhr ist Licht. Es beeinflusst Hormone, Temperatur und Stimmung – und signalisiert unserem Körper, ob Tag oder Nacht ist. Professor Spitschan erklärt:
„Wenn wir morgens Licht abbekommen, hilft das, unsere innere Uhr nach vorn zu stellen – und wir starten frischer in den Tag.“

Umgekehrt gilt: Am Abend lieber Licht reduzieren. Wer sich drei Stunden vor dem Schlafengehen nicht mehr starkem Licht aussetzt, unterstützt die natürliche Melatoninproduktion. Der Nachtmodus am Handy hilft dabei nur bedingt – entscheidend ist die Gesamtlichtmenge im Raum.

So kommen wir besser durch die Zeitumstellung

Ganz abschaffen können wir sie nicht – aber wir können lernen, besser damit umzugehen. Licht, Bewegung und feste Routinen helfen dem Körper, sich schneller wieder einzupendeln. Morgendliches Tageslicht, regelmäßige Schlafzeiten und ein ruhiger Abendrhythmus sind dabei die besten Unterstützer.

Auch bewusster Umgang mit digitalen Geräten kann helfen: weniger Bildschirmzeit, weniger grelles Licht, weniger Aufregung kurz vor dem Schlafengehen. So bekommt die innere Uhr die Chance, sich zu synchronisieren – und der Körper findet zurück in seinen natürlichen Rhythmus.

Fazit

Die Zeitumstellung bringt unsere innere Uhr aus dem Takt – aber nicht dauerhaft. Mit Achtsamkeit, Licht und klaren Routinen können wir sie schnell wieder in Balance bringen. Die Uhr können wir nicht ändern – aber wie wir mit ihr umgehen, das liegt in unserer Hand.

Schon 2019 stimmte das EU-Parlament für die Abschaffung der Zeitumstellung. Doch passiert ist seither – nichts. Die Mitgliedstaaten konnten sich nicht einigen, ob dauerhaft Sommer- oder Winterzeit gelten soll. Solange das so bleibt, drehen wir weiter an der Uhr.


Hinweis: Dieser Beitrag ersetzt keine ärztliche Beratung. Bei anhaltenden Schlafproblemen sollte medizinischer Rat eingeholt werden.