Friedrich Wilhelm I., König in Preußen, (1688 – 1740) bekannt auch als Soldatenkönig, erklärte Potsdam zur „Immediatstadt“. Hierbei handelte es sich nach amtlichem Sprachgebrauch um eine Stadt, welche direkt der Krone unterstellt war.

Der Soldatenkönig war ein sparsamer Zeitgenosse, gönnte sich aber dennoch drei Leidenschaften: die Parforcejagd, das berüchtigte Tabakkollegium sowie seine blauen Kinder, wie er seine 600 Grenadiere, auch als die „Langen Kerls“ bezeichnet, nannte.

In Berlin war man allerdings nicht an der Einquartierung dieser Leibgarde interessiert. Kasernen gab es nur bedingt, so dass er Potsdam vergrößern ließ. Der König ließ Quartiere für die Soldaten bauen und erhob als Sondersteuer die “Potsdamer Bettgelder”. Der jährliche Betrag der Bettgelder betrug anfangs 5.000 Taler. Aus der Literatur ist ersichtlich, dass die Haupt-Magazinkasse an Potsdamer Bettgeldern 8.120 Taler eingenommen hatte.

König Friedrich II (1712 – 1786), auch der Alte Fritz genannt, befreite durch Verordnung vom 10.August 1740 die Hospitäler und Armenhäuser von dieser Abgabe und 1766 wurden diese ganz aufgehoben.

Die Potsdamer Bürger wurden aber angehalten, zwischen zwei und sechs der Riesen einzuquartieren. Mahlzeiten, Heizung, Licht und Bett waren vom Hausbesitzer zu stellen, das passende Bett – viele der Grenadiere waren über sieben Fuß, also über 2,10 m groß – war dabei oft das größte Problem.

Um Desertionen zu erschweren, wurden neben anderen Vorrichtungen jeweils zwei Rekruten in ein (Stroh-)Bett gesteckt. Wer desertierte oder sich widerspenstig zeigte, war dafür letztlich dafür verantwortlich, dass den übrigen Familienmitgliedern unverzüglich die Betten weggenommen wurden.

König Friedrich II war aber in finanziellen Nöten und ordnete durch einen Kabinettsbefehl vom 22.11.1746 an, dass Nachforschungen über das Einkommen der Kurfürsten vorgenommen wurden. Für den Unterhalt bei Hofe mussten die Domainämter der Kurfürstin jährlich Daunen und Federn sowie Bettzeug einsenden.

Wenn die eigene Produktion des Amtes nicht reichte, musste der Rest zugekauft werden.

Diese Großzügigkeit des Königs konnte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Soldatenhaushalte in dieser Zeit schlecht versorgt waren.

Man erwarte zwar, dass, sich ein Bett im jedem Haushalt befand, aber die finanziellen Mittel der Soldatenfamilien reichten einfach nicht.

In Potsdam schliefen 1750 lediglich 2322 ledige Soldaten und 856 Soldatenpaare in Betten, die aus öffentlichen Mitteln bezahlt wurden. Weder der Ankauf noch Wartung der bereitgestellten Betten lagen in den Händen der einfachen Soldaten und ihrer Familien, die königlichen Kassen und die der Bürgerschaften teilten sich die Kosten.

1778 sorgte die Militärverwaltung dafür, dass im Winter die nötigen Betten in den Kasernen bereitstanden und die in den Bürgerhäusern Einquartierten ebenfalls Betten erhielten.

1800 gehörten Betten zu den Gegenständen, die in Häusern mit Einquartierung bereitgestellt werden mussten.

Aufgrund der Bedeutung, die dem Bett zugesprochen wurde, ist zu vermuten, dass dieses ein wichtiges Statussymbol darstellte. Das zeigt sich auch darin, dass damals der Kompaniechef forderte, das die Braut eines Soldaten, wollte sie als solche anerkannt  werden, ein Bett mit in die Ehe bringen musste.

Die soziale Bedeutung eines Bettes ging in mehrfacher Hinsicht weit über dem eigentlichen Nutzen als Schlafstätte hinaus. Die lokalen Obrigkeiten machten sich offensichtlich diesen Umstand zunutze, in dem sie die Verpfändung des Bettes als Mittel zur Disziplinierung widerspenstiger Untertanen einführten, denn man schien gewusst zu haben dass die allgemeine Verfügungsgewalt über das Bett nicht nur Besitzrechte der Untertanen empfindlich traf, sondern auch die Ehre verletzte.

König Wilhelm I. erhob, wie beschrieben, als Sondersteuer die „Potsdamer Bettgelder“ und in der Neuzeit dachte sich der Fraktionsvorsitzende der SPD im Rat der Stadt Köln, Martin Börschel, die so genannte Bettensteuer von fünf Prozent für Übernachtungen aus. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, interessieren sich nach Angaben der Kölner Stadtverwaltung rund 20 Kommunen, darunter Augsburg, Bochum, Erfurt, Essen, Freiburg, Heidelberg und Stuttgart für die Touristensonderabgabe.

Die neuzeitliche „Bettensteuer“ auch Kulturförderabgabe genannt- , ist eine von dem damaligen Kölner Stadtkämmerer und jetzigen Finanzminister des Landes NRW Norbert Walter-Borjans (SPD) Ende 2009 ins Leben gerufene Steuer für Übernachtungen in Hotels und Pensionen, die in zahlreichen Städten, erhoben wird und bundesweit Beachtung findet.

Das sind die „Potsdamer Bettgelder“ der Neuzeit.


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