Top 10 bei der Weltmeisterschaft im Eisschnelllauf 2023

Hier ein Bericht der Ereignisse von Fridtjof Petzold:

In der legendären Thialf-Halle im niederländischen Heerenveen fand vom 2. bis 5. März die Einzelstrecken-Weltmeisterschaft im Eisschnelllauf statt. Auch wenn ich nicht direkt qualifiziert war und auf einen Einsatz durch die Absage anderer Athleten bzw. Nationen, die noch bis zur letzten Minute vor dem Start zurückziehen konnten, hoffen musste, lud mich mein Verband dazu ein. Das wahrscheinlichste Szenario war ein Start über die 10.000m am Sonntag, für den ein Land seinen Startplatz hergeben musste.

Daher fokussierten mein Trainer und ich mich schon in der Vorbereitung auf diese längste Strecke in meiner Sportart und richteten unsere Planung danach aus. Trotzdem war meine Erwartungshaltung, dass ich noch laufen könnte, nicht zu groß und ich reiste schon ein paar Tage früher sehr entspannt nach Friesland. 

Zu dem Zeitpunkt hätte ich nicht gedacht, wie intensiv und wertvoll an Erfahrungen diese Woche noch werden würde. Am Donnerstag begannen die Wettbewerbe mit den 5.000m, bei denen ich schon als Ersatz für unsere deutschen Starter mit an der Bahn sein musste, und damit auch für mich die Wettkampfanspannung. Obwohl ich genau so wie bei den Massenstarts am Samstag, bei denen ich die gleiche Rolle hatte, nicht einspringen musste, war ich seitdem schon sehr unruhig, was mir aufgrund meiner mangelnden Erfahrung als Reservemann vollkommen neu war. Der Zuschauerandrang v.a. am Wochenende machte das nicht besser. Eisschnelllauf ist Nationalsport in den Niederlanden und Heerenveen das Eisschnelllauf-Mekka schlechthin. Dementsprechend war die Thialf bereits im Vorfeld zumindest am Wochenende ausverkauft und sorgte für eine Gänsehaut-Stimmung, die mich insbesondere auch nach den leeren Rängen während der Corona-Pandemie überwältigte. 

Hilfe vom Schlafcoach Markus Kamps

Der späte Wettkampf am Donnerstag brachte meinen Rhythmus durcheinander und mein Nachtschlaf, v.a. das Durchschlafen, verschlechterte sich. Die Ratschläge von Markus Kamps zum Abschalten sowie Mittagsschlaf halfen mir aber. 

Nachdem ich Sonntag Früh meine Wettkampfvorbereitung auf dem Eis beendet hatte und auf dem Weg zum Mittagessen war, erhielt ich die Nachricht, dass der belgische Massenstart-Weltmeister Bart Swings vom Vortag abgesagt hätte und kein Landsmann einspringen könnte. Somit rutschte ich für Deutschland nach und wurde im ersten Paar über 10.000m gegen den niederländischen Olympiasieger auf dieser Strecke Jorrit Bergsma gesetzt. Im ersten Moment war meine Aufregung riesig, doch nachdem ich mich nochmal 30 Minuten hingelegt und fokussiert hatte, war ich in einer guten mentalen Verfassung für die anstehende Aufgabe.

Mentale Unterstützung

An der Bahn freute ich mich neben meinen Eltern und Freunden auch sehr über die Unterstützung von Markus, obwohl jegliche Anfeuerungen während meines Laufs in der schieren Masse von 13.000 Zuschauern auf den Tribünen unterging.

Nach meinen guten Trainingsresultaten hatte ich dafür eine Zeit zwischen 13:00min und 13:10min und damit eine Platzierung unter den besten acht für realistisch gehalten. Ich merkte jedoch schon in der Mitte des Rennens, dass die Umstände und Bedingungen dies an diesem Tag nicht zuließen. Daher war ich zunächst sehr enttäuscht. Trotzdem ist der letztendlich 10. Rang mit geringem Abstand zu einem Top 8-Platz immer noch die beste Einzelplatzierung eines deutschen Sportlers bei dieser WM und gibt mir viel Motivation für die nächsten Jahre. 

Wie auch bei diesen 10.000m konnte ich diese Saison mein Niveau auf internationaler Bühne leider nicht so wie im Training oder bei nationalen Qualifikations-Wettkämpfen und Meisterschaften abrufen, was zwar ärgerlich ist, mir aber gezeigt hat, dass ich das Potential habe mich auch international zu behaupten. Zudem lief das Jahr auch gesundheitlich v.a. mit einer Covid-Infektion eher schlecht. Mit mehr Glück und Fingerspitzengefühl für kleine Anpassungen im Training, bin ich sehr zuversichtlich und hungriger als jemals zuvor, was die Zukunft angeht. 

Einer seiner größten Fans, sein Schlafcoach Markus Kamps, war als Zuschauer dabei und fieberte mit.

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Markus Kamps und Fridtjof Petzold