Schlafen auf Wasser – das Wasserbett ist das vielleicht ungewöhnlichste unter den Bettsystemen. Rund fünf Prozent der Menschen in Deutschland nutzen es laut Branchenschätzungen, und viele sind begeistert, es gibt aber immer wieder auch negative Stimmen. Auch weit verbreitete Vorbehalte und Ängste verhindern, dass das Wasserbett eine weitere Verbreitung findet. Die meisten sind allerdings unbegründet.

Die ersten Wasserbetten erfanden arabische Beduinen vor über tausend Jahren. Sie füllten Tierhäute mit Trinkwasser, die sie auf den Rücken ihrer Lasttiere transportierten. Das sicherte einerseits die Wasserversorgung, andererseits konnten diese am Tage aufgeheizten Wassersäcke des Nachts als wohlige Schlafunterlage verwendet werden. Das Wasserbett, so wie wir es heute kennen, ist eine noch recht junge Weiterentwicklung dieses Konzepts und erreichte erstmals während der Hippiezeit im Amerika der Sechziger Jahre Popularität. Heute ist es weltweit verbreitet.

Dabei unterscheidet man zwischen dem Hardside- und dem Softside-System. Das Hardside-Wasserbett besteht aus einer Wassermatratze in einem festen Bettrahmen, der die Matratze stabilisiert, während im Softside-Bett ein stabiler Schaumstoff-Rahmen in die Wassermatratze integriert ist. Das verringert natürlich die Liegefläche, macht aber den Ein- und Ausstieg leichter, was vor allem für ältere Menschen oder solche mit körperlichen Einschränkungen von Vorteil ist. Der grundsätzliche Aufbau ist bei beiden Varianten sehr ähnlich. Herzstück der Matratze ist der Vinylkern, in den das Wasser eingefüllt wird. Er ist umgeben von einem Matratzenbezug, der die äußere Optik schafft und je nach Geschmack durch eine Auflage (einen so genannten Topper) ergänzt wird. Unter der Matratze befindet sich die Heizung. Diese ist nötig, um das Wasser auf einer konstanten Temperatur zu halten, damit man sich nicht verkühlt, außerdem kann man hierüber stets seine Wunschtemperatur einstellen und muss das Bett nicht erst „anwärmen“, wenn man sich hineinlegt. Innerhalb des Vinylkerns befinden sich zudem so genannte Vliese, das sind Matten, die sich mit dem Wasser vollsaugen und die Beruhigung des Bettes beeinflussen. Beruhigung bedeutet: wie sehr sich das Wasser bewegt, wenn sich der Nutzer bewegt. Die beiden Extreme hierbei sind „free flow“ und vollberuhigt. Bei ersterem erlebt man einen ordentlichen Wellengang, bei letzterem gibt es nahezu kein Nachschwingen – mitunter merkt man gar nicht, dass man auf Wasser liegt, wenn man es nicht weiß. Dazwischen sind unzählige Abstufungen möglich.

Wasserbetten bieten ein sehr individuelles Liegegefühl, das sich deutlich von anderen Matratzen oder Bettsystemen unterscheidet, vor allem bei niedriger Beruhigung der Matratze. Ein klarer Vorteil ist die sehr gute Anpassung an den Körper und das gänzliche Fehlen von möglichen Druckstellen. Durch die Wasserverdrängung sinken die schweren Körperpartien ein, während die leichteren gestützt werden. Das bedeutet allerdings nicht, auch wenn das von Herstellern mitunter gern behauptet wird, dass Wasserbetten ergonomisch besser oder gar „gesünder“ sind, als andere Bettsysteme. Sie sind weder besser noch schlechter, und ob man das Liegegefühl mag, muss jeder für sich persönlich herausfinden, indem er es ausprobiert. Zwar gibt es Wasserbetten, die im medizinischen Bereich zugelassen sind und beispielsweise bei Menschen mit Verbrennungen oder bettlägerigen Patienten die Druckempfindlichkeit oder das Wundliegen reduzieren sollen, insgesamt sind die Effekte in der Wissenschaft aber umstritten.

Die richtige Füllmenge

Trotz der augenscheinlich guten ergonomischen Eigenschaften gibt es immer wieder Menschen, die nach wenigen Nächten im Wasserbett über Rückenschmerzen klagen. Einmal abgesehen davon, dass einem so etwas in jedem Bettsystem passieren kann, kann es in diesem speziellen Fall auch daran liegen, dass nicht die individuell beste Kombination aus Beruhigung und Füllmenge gefunden wurde. Die Füllmenge ist sehr entscheidend für das Wohlgefühl. Es gilt die Faustregel: je schwerer der Nutzer, desto weniger Wasser – und umgekehrt. Es ist hierbei wichtig, sich eingehend beraten zu lassen. Ein erfahrener Händler kann anhand von Statur, Größe und Gewicht des Kunden in der Regel einigermaßen gut abschätzen, wie das Bett kalibriert sein sollte. Eine Garantie gibt es dennoch nicht. Doch das ist nicht weiter schlimm, denn man kann ohne größere Probleme experimentieren, indem man Wasser ablässt oder hinzufügt, bis man seine Optimaleinstellung gefunden hat. Oft machen schon ein bis zwei Liter einen spürbaren Unterschied aus.

Im Doppelbett sind beide Bettseiten durch eine Trennwand aus Schaumstoff voneinander abgeteilt, jede Seite hat ihren eigenen Wasserkern. So können auch Paare gemeinsam im Wasserbett schlafen, wenn der eine free flow und der andere eine hohe Beruhigung bevorzugt.

Vor- & Nachteile

Die Vinylmatratze hat einen großen Vorteil und einen großen Nachteil zugleich. Der Vorteil: Wasserbetten sind, wenn die Bezüge bzw. Topper regelmäßig gewaschen werden, gänzlich Milbenfrei, da die kleinen Tierchen sich nirgends einnisten können. Daher ist das Wasserbett eine lohnende Alternative für Allergiker – ganz im Gegensatz zu den allenthalben groß vermarkteten Allergikerbezügen für andere Bettarten, deren Nutzen sich in Tests immer wieder als zweifelhaft bis nichtig erweist. Der Nachteil: durch die Matratze kann keine Luft zirkulieren. Man muss also, um heftiges Schwitzen zu vermeiden, auf andere Weise Sorge für ein gutes Bettklima tragen, etwa indem man Bezüge mit Abstandsgewirke und etwas dickere, atmungsaktive Topper aus möglichst natürlichen Materialien verwendet und auch bei Bettdecke und Bettwäsche hierauf achtet.

Probleme & Ängste

Ein Problem, das bei Wasserbettnutzern immer wieder auftritt, sind verrutschende Vliese im Innern der Matratze. Wenn die Vliese nicht mehr gleichmäßig aufeinanderliegen, ist es nicht mehr möglich, in dem Bett gemütlich zu liegen. Einige Hersteller versuchen dieses Problem gar nicht erst entstehen zu lassen. Einige vernähen zum Beispiel die Vliese miteinander. Der Kunde sollte vor dem Kauf auf jeden Fall nach diesem Punkt fragen, denn das kann später großen Ärger ersparen.

Manche Menschen sorgen sich um die Kosten: Die Wasserbett-Heizung verbraucht Strom, unverzichtbare Pflegemittel kosten Geld. Doch diese Aufwendungen sind überschaubar. Moderne Wasserbetten verfügen zumeist über eine Isolierung an der Unterseite, so dass die Wärme der Heizung nur nach oben in die Wassermatratze abgegeben wird, nicht aber nach unten verloren geht. Dennoch sorgt das geheizte Bett für eine minimal erhöhte Raumtemperatur, wodurch man aber die Heizung des Zimmers um durchschnittlich zwei Grad absenken kann – hier entsteht also ein Ausgleich. Der Stromverbrauch der Wasserbett-Heizung kostet durchschnittlich rund einhundert Euro im Jahr.

Wichtigste Pflegemittel sind der Vinylreiniger und der Conditioner. Mit dem Vinylreiniger wird ein paar mal im Jahr die Vinylmatratze gesäubert, nicht nur aus hygienischen Gründen, sondern auch um zu verhindern, dass das Vinyl brüchig wird. Der in der Regel einmal jährlich in die Wassermatratze eingefüllte Conditioner verhindert Algen- und Bakterienbildung im Wasser und beugt dadurch auch der Geruchsbildung vor. Im schlimmsten Fall kosten beide zusammen nochmal rund fünfzig Euro im Jahr. Insbesondere bei den Pflegemitteln sollte man seinem Fachhändler vertrauen und nicht auf Billigprodukte, wie sie oft im Internet angeboten werden, ausweichen. Denn diese können im schlimmsten Fall zu Schäden am Bett führen. Es gibt immer wieder Fälle, bei denen sich die Vliese im Wasser aufgrund zu aggressiver Conditioner aufgelöst haben. Viele Hersteller binden außerdem ihre Garantieleistungen – zu Recht – an die ordnungsgemäße Pflege des Bettes.