Mit Ergosleep hat LS Bedding ein Mess-System geschaffen, das es ermöglichen soll, auch Boxsprings auf den Nutzer individuell anzupassen.  

 

Mit Ergosleep hat LS Bedding ein Mess-System geschaffen, das es ermöglichen soll, auch Boxsprings auf den Nutzer individuell anzupassen. Nur die Stiftung Warentest hält nicht viel davon und watschte den Hersteller jüngst ab, ebenso wie Kreamat, der auf ein vergleichbares aufwändiges Konzept zur Individualisierung setzt. Der Tenor: Im Grunde sind die Vermessungen nicht so sinnvoll. Sie verbessern zwar das leigen in Seitenlage aber sollen dem Kunden nur teure Betten aufschwatzen, während passende Systeme besser und günstiger zu haben sind – meint Stiftung Warentest.In der Praxis ist aber gerade die Lagerung doch entscheidend.

„Die Stiftung Warentest hat es nicht leicht. Sie hat sich zur Aufgabe gemacht, immer das beste Preis-Leistungs-Verhältnis zu finden. Aber das kann immer nur subjektiv sein“, sagt Andreas Grachten, der für den Vertrieb von Ergosleep zuständig ist. „Der Fachhandel muss sich natürlich damit auseinandersetzen, wenn die Stiftung Warentest sagt, dass Mess-Systeme nicht funktionieren, oder dass das Lattenrost überflüssig ist. Da müsste der kompetente Fachhandel gestärkt werden, denn das Vertrauen, dass die Kunden in ihn haben, wird durch solche Darstellungen beschädigt. Da ist aber die Industrie gefragt, mal eine eigene Kampagne zur Unterstützung des Fachhandels auf die Beine zu stellen. Denn die Händler werden mit solchen Problemen zu oft alleine gelassen.“

Er sieht aber auch, dass die Herangehensweise der Stiftung Warentest oft kaum die Kundenwünsche und Ansprüche berücksichtigt. Die Entwicklung beim Boxspring sieht er generell positiv und stimmt zu, dass der Hype einer Stabilisierung oder gar Etablierung gewichen ist. „Aber ich sehe auch“, sagt er,  „was die Händler erwarten – nämlich dass die Sparte Boxspring in diesem Jahr sogar nochmal um zwanzig Prozent wachsen soll. Ich glaube das ehrlich gesagt nicht. Aber wir sind zufrieden mit der aktuellen Lage. Es gibt Händler, die die Hälfte ihres Umsatzes mit Boxspring machen, und da stellt sich die Frage: Wo soll das herkommen, wenn Boxspring vielleicht mal nicht mehr da ist? Oder nicht mehr nachgefragt wird.“ Um eine sinkende Nachfrage macht er sich aber zur Zeit noch keine Sorgen.

Auf der Messe ist LS Bedding gut aufgestellt. Neben dem Ergosleep-Messsystem zeigt der Hersteller seine hochpreisige Edelmarke Magnitude, die auf opulente Optik, ausgewählte Stoffe und Materialien und hohen Komfort setzt. Das Bett „Hans Christian“ ist derweil ein Eyecatcher. „Jeder, der vorbeikommt, zückt sein Smartphone und macht ein Foto“, sagt Grachten gut gelaunt. Das Bett fällt ins Auge, weil es bunt ist, weil es jung und dynamisch und gar nicht wuchtig wirkt, obwohl es im Prinzip nicht vom klassischen Boxspring-Schema abweicht. Der Clou ist die Palette an Farben, Stoffen, Ausstattung, die es erlauben, die auffällige Optik fast lückenlos zu zu individualisieren und den eigenen Wünschen anzupassen.   

Und sonst?

Vielleicht ist es ein Fehler, immer unbedingt etwas Neues auf der Messe zeigen zu wollen. Nach wie vor gibt es nicht nur im Boxspring-Bereich mehrere Aussteller, die bei ihren Produkten von Revolution oder bahnbrechenden neuen Erfindungen sprechen, und wie üblich lässt einen diese Art von Marketing ratlos zurück, denn natürlich sind die Neuerungen in aller Regel kosmetisch. Ein Luxuslabel wie Somnus hat das gar nicht nötig. Die hochpreisigen Boxsprings aus Edel- und Naturmaterialien beeindrucken seit jeher durch Opulenz und Luxus und richten sich an ein finanziell gut ausgestattetes Publikum, das auch im Schlafzimmer repräsentieren möchte. Im mittleren und unteren Preisbereich hingegen bieten die meisten Hersteller wachsende Optionen zur Individualisierung, die meist auf optische Vielfalt sowie auf Unterschiede in Härte, Eigenschaften und Liegegefühl setzt. Ob das letztlich für Handel und Kundschaft aufgeht, muss sich zeigen, denn je größer die Auswahl, desto größer ist auch die Unsicherheit und die mögliche Unzufriedenheit, wie Untersuchungen in anderen Branchen mehrfach gezeigt haben. Stichwort: Reizüberflutung.

So wirbt auch Frankenstolz mit einem neuen Boxspring-Konzept, bei dem jedes noch so kleine Bett-Element variabel ist, und Branchenriese Hülsta bewirbt seine Farbpalette für Betten und Bezüge mit dem generischen Spruch „Eintauchen in die Vielfalt“. Generisch deshalb, weil der Satz alles und nichts aussagt und zudem von gefühlt jedem zweiten Hersteller in dieser oder einer ähnlichen Form verwendet wird. Die Trendfarben solen derweil Kombinationen aus blau und beige sein – beruhigende, zum Schlafzimmer passende Töne. Aber wer es eher flippig mag, bekommt auch das.