EU und UN wollen den Ausstoß von Treibhausgasen innerhalb der kommen- den rund zwanzig Jahre halbieren. Ein groses Vorhaben.
Ein Vorhaben, das unumgänglich ist, wenn die nächsten Generationen noch eine halbwegs intakte Umwelt vorfinden sollen. Der Kampf gegen die globale Erwärmung ist aber nicht allein zu gewinnen, indem Expertenkommissionen Absichtserklärungen lancieren. Er ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. 

Um 0,85° ist die Durchschnittstemperatur unseres Planeten seit 1880 gestiegen. Wie viel das ist wird klar, wenn man diesen Anstieg mit den Durchschnittswerten des natürlichen Klimawandels vergleicht, der im selben Zeitraum einen um bis zu zwei Drittel niedrigeren Wert verursacht hat. Die globale Erwärmung lässt sich direkt mit dem erhöhten Schadstoffausstoß seit Beginn der Industrialisierung vor rund 150 Jahren in Verbindung bringen.

Derweil werden munter weiter Unmengen an Treibhausgasen in die Atmosphäre geblasen, die Klimaziele der Europäischen Union und der Vereinten Nationen rücken in immer weitere Ferne. Das Vorhaben, die CO2-Emissionen bis 2030 um 40 Prozent zu reduzieren, wirkt illusorisch, auch Deutschland hinkt seinen optimistischen Plänen längst hinterher.

Der Mensch zerstört seinen eigenen Lebensraum – und das obwohl er die Folgen seines Handelns kennt.

Dabei besteht auf wissenschaftlicher Ebene bereits seit den frühen Achtziger Jahren Konsens darüber, dass sich etwas ändern muss. Und punktuell geschieht tatsächlich etwas, aber eben längst nicht genug. Die Nutzung der besonders klimaschädlichen fossilen Energieträger sowie der industrielle CO2-Ausstoß sind seitdem eher gewachsen als geschrumpft, nicht zuletzt aufgrund großer Volkswirtschaften wie China und Indien, die bislang kaum etwas für den Umweltschutz tun. Dabei geht der UN-Klimarat IPCC anhand aktueller Prognosen davon aus, dass die bislang von Menschen verursachte globale Erwärmung selbst dann noch rund tausend Jahre weitergehen würde, wenn man die Fern-Klimaziele heute realisieren könnte. Das liegt daran, dass die bereits in die Atmosphäre gelangten Partikel dort mitunter Jahrzehnte, einige sogar Jahrhunderte verweilen und das Klima auf vielfache Weise beeinflussen. 

Was daraus resultiert können wir bereits spüren und beobachten, die Natur, in der wir leben, verändert sich, und diese Veränderungen wirken auch auf uns und unser Leben. Die Erwärmung lässt die Eismassen an den Polen und die großen Berggletscher rapide abschmelzen. Tierarten sind bedroht, weil sich die Bedingungen ihrer Umwelt verändern oder weil die Wälder, in denen sie leben, abgeholzt werden. Der alltägliche Luxus, den der Mensch sich gönnt, fordert seinen Tribut. Der Ablauf der Jahreszeiten hat sich verschoben. Wissenschaftler fanden heraus, dass der Frühling fast zwei Wochen früher beginnt als noch vor einigen Jahrzehnten. Das bringt nicht nur den Rhythmus der Zugvögel durcheinander. Auch die Innere Uhr des Menschen ist auf den Lauf der Natur getaktet wie sich der Rhythmus von Schlafen und Wachen an Tag und Nacht orientiert. Besonders wetterfühlige Zeitgenossen leiden beim Auf und Ab der Temperaturen unter Kreislaufschwankungen oder unter Schlafstörungen bei Hitze.

Die Ereignisse sind nicht singulär oder gar regional beschränkt. Veränderungen lassen sich in allen Klimazonen feststellen. In Deutschland mag der ein oder andere Rekordsommer verkraftbar sein, weiter im Süden sorgen Dürren und austrocknende Flüsse nicht nur für erhöhte Todesraten, sondern bedrohen auch die Wirtschaft sowie die Versor- gung mit Wasser und Nahrungsmitteln aufgrund ausbleibender Ernten. Die Häufung extremer Wetterphänomene ist kein Zufall.

Erst langsam setzt sich das Bewusstsein durch, dass es so nicht weiter- gehen kann. Ebenso wie das Raumklima in unseren eigenen vier Wänden sind das gesellschaftliche Klima – die Rahmenbedingungen unseres Miteinanders – und das Klima der Natur Aspekte, die wir beeinflussen können. 

Welches KLIMA möchten wir gestalten?