Not macht erfinderisch und Krisen fördern Kreativität. So wundert es nicht, dass in Zeiten von Corona die Möglichkeit digitaler Messen schneller verwirklicht wurde, als dies ohne den entsprechenden Druck und Zugzwang zuvor vorstellbar war.
Statt live in Göttingen fand demnach die diesjährige DLS – Deutsche Leitmesse Schlafen – rein digital statt. Wir waren neugierig und haben uns angemeldet.
Hier unsere Eindrücke:
Auch wenn nicht alle Messestände belegt waren, fand sich doch ein überraschend großer Anteil an digitalen Ausstellern. Die Menüführung war denkbar einfach und mit einem Klick konnte man den gewünschten Stand aufsuchen. Die Aufmachung war bei allen Ausstellern auf den ersten Blick gleich:
Ein digitaler Messestand, optisch schön aufgeräumt, die Ansprechpartner in 3D Optik einladend platziert, pulsierende Kreise über zum Download bereitstehendes Prospektmaterial oder spezielle Messeangebote, sowie ein Kontakt Button für die direkte Kommunikation mit einem Ansprechpartner seiner Wahl. Ob Mail, Video oder Chat – alles war möglich. Theoretisch zumindest.
In der Praxis unterschied sich die digitale Ansprechbarkeit nicht sehr von der in der Realität. Nicht immer war jeder Ansprechpartner sofort frei und in andere Gespräche verwickelt. Und auch, wenn in den Köpfen „digital“ noch gern mit „jetzt und sofort“ verknüpft wird, zeigte es doch ganz ehrlich, dass das Angebot zur Kommunikation gut in Anspruch genommen wurde. Und das ist positiv.
Zum jeweiligen Stand gab es weiterhin individuelle Informationen des jeweiligen Ausstellers. Konkrete Produktinformationen, kleine Videos, Website Links und Imagevideos. Positiv aufgefallen sind uns zum Beispiel kleine Videos des Ausstellers Stendebach – www.betteninnovation.com – in denen ein echter Mensch ein bestimmtes Produkt erklärte und aus allen Richtungen zeigte. Fast hatte man das Gefühl, es anfassen zu können. Das ging zwar nicht, alles andere schon. Die Diskrepanz zum realen Besuch schmolz wie Schneeflocken im Sonnenschein.
Alles in allem fanden wir unseren ersten Besuch einer digitalen Messe überraschend gelungen und informativ. Ein Messebesuch in aller Ruhe, ohne Gedränge, schlechte Luft, zu vielen Eindrücken auf einmal, permanenter Geräuschkulisse oder müden Füßen. Vorträgen, bei denen man sich irgendwie prädestiniert fühlte, weil man ihnen – scheinbar – als einzig auserwählte Person lauschen durfte. Auch wenn das natürlich rational Unsinn ist – das irrationale Gefühl der eigenen Bedeutsamkeit war dennoch da. Und wirkte. In Form von ungestörter und vollkommener Aufmerksamkeit.
Digitale Messen werden vermutlich in der Zukunft die Normalität werden. Hat doch sogar das Team der imm cologne auf die aktuelle Entwicklung reagiert und öffnet ihre Pforten – statt wie bisher an sieben Tagen – in 2021 nur noch an vier Tagen (Mittwoch 20.01.2021 bis Samstag 23.01.2021). Und bietet mit der neuen Plattform imm@home einen hybriden Ansatz für all die Besucher, die auf Grund der Corona-Pandemie aktuell nicht nach Köln reisen können. Wie sich die Situation nach Corona weiterentwickelt und ob digitale Messen dann so schnell wieder der Vergangenheit angehören, wie sie entstanden sind, bleibt offen. Es hängt vermutlich viel von den gemachten Erfahrungen ab. Ziehen die Aussteller das Fazit, dass die Resonanz des Fachpublikums digitaler Messen sich nicht wesentlich von der bei realen Messen unterscheiden, könnte ein Kosten-/Nutzenvergleich dazu führen, dass die digitale Messe einfach die Nase vorn hat.
Wir werden sehen oder – wie der Kaiser sagen würde – „Schau`n mer mal!“
Autorin: Sabine Krömer
Fachverband Wasserbett e.V.
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