Das Konzept Kaffeefahrt ist Jahrzehnte alt. Vermutlich hat so gut wie jeder schon erlebt, dass ältere Verwandte bei diesen meist unseriösen Verkaufsveranstaltungen abgezockt wurden, man ihnen Ramschprodukte zu völlig überzogenen Preisen andrehte. Ähnlich weit verbreitet sind private Verkaufsveranstaltungen, die mit Provisionen locken. Längst werden mit dieser und ähnlichen Maschen auch Matratzen und Bettwaren verkauft. Wie man unseriöse Angebote erkennt und welche Konzepte dahinterstecken hat sich das Team der Schlafkampagne genauer angesehen.

Man kennt das: unaufgefordert erhält man per Post Flyer und Broschüren, die eintägige Busausflüge inklusive Verpflegung versprechen, teils verbunden mit dem Besuch lokaler Sehenswürdigkeiten – und all das kostenlos oder für eine kleine Teilnahmegebühr. Das klingt einerseits verlockend, andererseits zu gut um wahr zu sein. Und letzteres ist es in aller Regel auch. Niemand hat etwas zu verschenken. Die Masche ist so alt wie simpel. Zum Ausflug gehört die Einkehr in ein Restaurant oder Café oder einen eigens vom Veranstalter angemieteten Raum, in dem es Gebäck und Getränke für lau gibt, während man einer Verkaufsveranstaltung beiwohnt. Nicht jeder Veranstalter nennt das so. Einige sagen sogar, es ginge bloß darum, Produkte vorzustellen. Tatsächlich ist der Verkauf der einzige Zweck des Tages. Allerlei Produkte werden in den höchsten Tönen gelobt und beworben, es wird der Eindruck erweckt, als handle es sich hier um etwas ganz Besonderes, das man sonst nicht so einfach bekommt. Um die Menschen zum Kauf zu animieren, wird mit vermeintlichen Rabatten gelockt, die nur am Tag des Ausflugs gültig sind. Eine Chance, die man sich nicht entgehen lassen sollte?

Bei unserer Recherche stoßen wir auf zahllose geprellte Kunden, die Matratzen für mitunter mehrere tausend Euro erstanden haben – was sie kauften waren allerdings zumeist simple Schaummatratzen von zweifelhafter Qualität, wie man sie bei jedem Matratzendiscounter für teils unter hundert Euro bekommt. Dasselbe gilt für Bettwäsche, Kissen, Zudecken, Accessoires. Der Ablauf der Veranstaltungen ist unterschiedlich. Während manche im Internet von freundlichen Verkäufern und unverbindlichen Angeboten berichten, beklagen andere, mit aggressiven Methoden zum Kauf genötigt worden zu sein. Trotz jahrzehntelanger Aufklärung in den Medien scheint das Geschäftskonzept aber bis heute zu funktionieren. Die Anbieter gehen dabei nicht nur im Verkauf selbst rabiat vor. Auch Medien, die berichten, werden verklagt und abgemahnt – aus diesem Grund nennen wir hier keine Namen von Unternehmen, sagen Ihnen stattdessen, worauf Sie generell achten sollten.

Neben der Kaffeefahrt gibt auch Verkaufsveranstaltungen bei Privatleuten im Wohnzimmer. Das ist für die Veranstalter noch effektiver, weil kostengünstiger. Sie müssen weder einen Bus chartern noch die Buffetrechnung begleichen. Per Brief oder Anruf erhält man das Angebot, einen Firmenvertreter zu sich nach Hause einzuladen, damit er dort seine Produkte vorstellen kann. Oft erhält der Angesprochene eine kleine Prämie für jede weitere Person, die zur Teilnahme an der Veranstaltung geworben wird, was vor allem für Rentner oder Geringverdiener verlockend erscheint. Doch auch hier geht es um nichts anderes als den Verkauf überteuerter Waren. Das Konzept dahinter heißt Multi Level Marketing. Der Verkäufer selbst steht unter hohem Druck, Abschlüsse zu tätigen, denn nur so verdient er selbst Geld: er lebt von der Verkaufsprovision. Je mehr und je teurer er verkauft, desto höher fällt diese aus. Oft werden Verkäufer von anderen Verkäufern angeworben, denen sie einen Teil ihrer Provisionen abtreten müssen.

Inzwischen seltener, aber durchaus auch noch immer anzutreffen: Vertreter an der Haustür, die einem oft das Produkt nicht direkt verkaufen, sondern es bewerben und versuchen, den „Kunden“ zum Unterzeichnen eines Kaufvertrages zu bewegen – dieser enthält im Kleingedruckten oft Fallen, es werden zum Beispiel Abos abgeschlossen, oder hohe Zusatzgebühren vereinbart, die vom Verkäufer freilich nicht erwähnt werden.

Ein weiteres Problem das sich ergibt, wenn man auf diesem Weg Matratzen oder Bettwaren kauft: man hat hinterher keinen konkreten Ansprechpartner, der einem bei Fragen oder im Schadensfall weiterhelfen kann. Service gibt es nahezu nie. Das liegt unter anderem daran, dass die Verkäufer oft gar nicht als Angestellte des Herstellers oder Vertriebs agieren, sondern als selbständige Unternehmer. Das bringt Schwierigkeiten bei Haftungsfragen mit sich. Wer haftet im Schadensfall? Der Hersteller? Der Verkäufer? Und ist Letzterer überhaupt greifbar?

Nicht zuletzt deshalb sollte man grundsätzlich nur im Fachhandel kaufen. Egal ob im Ladengeschäft oder online gilt es darauf zu achten, dass der Verkauf transparent abläuft, man sich beraten lässt und auch hinterher ein Anrecht auf Service hat. Hiernach sollte man konkret fragen, denn auch im Fachhandel gibt es ein Qualitätsgefälle. Der Fachhändler ist nicht selten kulant, denn er will ja im besten Fall einen langjährigen Kunden gewinnen. Dafür muss er mit Qualität überzeugen. Multi Level Marketern geht es lediglich ums schnelle Geld. Qualität oder das Wohl des Kunden interessiert sie selten.

Generell gilt:

  1. Kaffeefahrten sind fast ausnahmslos unseriös. Entsprechende Flyer gehören in den Papierkorb. Nehmen Sie dennoch teil, lassen Sie sich nichts aufschwatzen, unterzeichnen Sie keine Kaufverträge. Sollten Sie echtes Interesse an einem der gezeigten Produkte haben, notieren Sie sich die genaue Bezeichnung und suchen Sie am nächsten Tag ein Fachgeschäft auf. Dort erhalten Sie das selbe oder ein vergleichbares Produkt mit großer Sicherheit zu einem günstigeren Preis, außerdem können Sie es vor dem Kauf in Ruhe begutachten, bei Bedarf Preise verschiedener Anbieter vergleichen.
  2. Unverlangte Telefonwerbung ist in Deutschland verboten und abmahnfähig. Lassen Sie sich niemals am Telefon überreden, in Ihrer Wohnung eine Verkaufsveranstaltung / Produktvorstellung abzuhalten, auch dann nicht, wenn man Ihnen Geld oder Geschenke verspricht. Notieren Sie sich den Namen und die Telefonnummer des Anrufers und teilen Sie diese im Zweifelsfall der Verbraucherzentrale mit.
  3. Lassen Sie sich niemals unter Druck zum Kauf oder Unterzeichnen von Verträgen an der Haustür überreden. Erbeten Sie sich Bedenkzeit. Sollte der Verkäufer dies ablehnen, verweisen Sie ihn des Grundstücks.
  4. Sollten Sie bei solchen oder ähnlichen Angeboten unsicher sein, recherchieren Sie in jedem Fall im Internet oder bitten Sie Verwandte, dies für Sie zu tun. Geben Sie den Namen des betreffenden Unternehmens in einer Suchmaschine ein. In der Regel finden Sie auf Anhieb Berichte anhand derer Sie einschätzen können, ob ein Unternehmen seriös ist. Finden sich viele Beschwerden, lehnen Sie das Angebot ab.

Auf Schlafkampagne.de finden Sie zahlreiche Fachartikel rund ums Bett, die Ihnen ein Grundwissen vermitteln, das beim Bettenkauf – egal in welcher Vertriebsform – hilfreich sein kann.


Jetzt Hoeren
Podcast zum Thema
"Woran erkenne ich einen guten Betten-Verkäufer"

Deezer
Spotify
Apple Podcast
Amazon/Audible
Google Podcast